Wie können wir uns als Branche attraktiv positionieren?

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Attraktivität der Branche steigern

Die öffentliche Verwaltung steht vor der Herausforderung, sich als attraktive Arbeitgeberin zu positionieren, um talentierte und motivierte Fachkräfte für sich zu gewinnen und vor allem diese nachhaltig zu erhalten und weiterzuentwickeln.

Bei dem letzten Next Gen Event haben sich zwei Gruppen intensiv mit der Frage beschäftigt, wie sich die Gemeinde in der heutigen Zeit als attraktive Arbeitgeberin positionieren kann. Aus dieser Diskussion kristallisierten sich die folgenden wesentlichen Botschaften heraus:

  • Sinnhaftigkeit und Zusammenleben fördern: Es ist wichtig, die Botschaften «Sinnhaftigkeit» (Dienst zugunsten der Bevölkerung) und «Zusammenleben fördern» über alle Berufsgruppen hervorzuheben, da sich die öffentliche Verwaltung dadurch von der Privatwirtschaft unterscheiden. Da die Mitarbeitenden der öffentlichen Verwaltung einen Beitrag für die Gesellschaft leisten.
  • Moderne Arbeitsplätze und Work-Life-Balance: In allen Berufsgruppen ist es wichtig, moderne Arbeitsplätze mit einer zeitgemessenen Infrastruktur bereitzustellen. Eine gute Work-Life-Balance sollte durch flexible Arbeitszeitmodelle und die Möglichkeit zum Homeoffice sichergestellt werden.
  • Karrierewege und Aufstiegsmöglichkeiten: Nur durch klare Karrierewege und Aufstiegsmöglichkeiten kann garantiert werden, dass qualifizierte Fachkräfte auch langfristig beim gleichen Arbeitgeber tätig sind und sich auch wohl fühlen. Angebote zur kontinuierlichen Weiterbildung und beruflichen Entwicklung sind dafür unerlässlich.
  • Konkurrenzfähige Löhne und Zusatzleistungen: Um mit der Privatwirtschaft mithalten zu können, braucht es konkurrenzfähige Löhne. Eine betriebliche Altersvorsorge, eine Gesundheitsförderung sowie allfällige Zusatzleistungen (wie z.B. Saisonabonnemente für Schwimmbäder oder vergünstigte REKA-Checks) spielen hierbei auch eine grosse Rolle.
  • Employer Branding: Das Employer Branding steht ebenfalls weit oben auf der Massnahmenliste. Die Art und Weise dieses Brandings ist jedoch noch nicht abschliessend geklärt. Möglichkeiten hierzu sind Imagekampagnen, wie Social Media Marketing und die aktive Teilnahme an Jobmessen.

Eine wesentliche Herausforderung für die Attraktivität der Branche ist die Tatsache, dass die Mitarbeitenden der öffentlichen Verwaltung mit dem Image des «Beamten» zu kämpfen haben. In den Diskussionen wurde deutlich, dass die Anwesenden dieses Bild für überholt halten. Teilnehmende, die sowohl in der Privatwirtschaft als auch in Gemeinden gearbeitet haben, sind sogar der Meinung, dass sie in der Gemeinde mehr und produktiver arbeiten als vorher. Leider gibt es kein allgemeingültiges Mittel gegen dieses Vorurteil. Konsens bestand jedoch darin, dass alle Mitarbeitenden in den öffentlichen Verwaltungen selbst mit gutem Beispiel vorangehen sollten. Stellvertretend für die Mitarbeitenden der Verwaltung berichtet Michelle Faesch über ihre Erfahrungen.

Beamten Gedanke

Hi, ich bin Michelle, 29 Jahre alt und arbeite zurzeit als Leiterin im Bereich Finanzen bei der Gemeinde Rüti ZH.

Sehr oft werde ich von verschiedenen Personen wie meiner Familie, meinen engen Freunden, Bekannten oder sogar von Mitschüler:innen der Berufsschule als «Beamte» abgestempelt.

Dabei werde ich manchmal als fauler Menschen vorverurteilt, der gerne eine ruhige Kugel schiebt. In der Privatwirtschaft hingegen werde richtige Arbeit geleistet, und mein Arbeitstag bestehe aus Pausen und Zeitung lesen. Natürlich versuchte ich dann, diese Personen vom Gegenteil zu überzeugen, aber das gelingt mir aber nur teilweise.

Was ich in der Vergangenheit auch festgestellt habe, ist, dass das Bild vom «Beamten» leider auch generationenübergreifend in den Köpfen verankert ist. Auch junge Menschen tragen dieses vorverurteilende Gedankengut in sich. Was kann man also tun?

Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass die verschiedenen Bevölkerungsschichten einen Einblick in den Alltag der öffentlichen Verwaltung erhalten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können. Denn wenn man sieht, was wir in der Verwaltung machen und dass diese Arbeit zu einem guten Zusammenleben in unserer Gesellschaft beiträgt, wird sich die Einstellung schnell ändern. So könnten wir z. B. vermehrt Tage der offenen Tür für die Gemeindebevölkerung anbieten.

Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass oft schon eine freundliche Begegnung mit einem Einwohner:innen viel bewirken kann. Ich provoziere gerne Gespräche im privaten Umfeld, um  die positiven Aspekte der Arbeit in einer öffentlichen Verwaltung zu vermitteln. Meine zwei Hauptargumente sind, dass ich mich mit einem Ort besser identifizieren kann als mit einem Objekt und dass meine Arbeit Menschen positiv beeinflussen kann. Ausserdem kann ich durch meine Arbeit auch viel für mein eigenes Leben lernen wie z. B. wie ich meine Steuererklärung ausfülle, wo ich Informationen zu verschiedenen Themen finden.

Eine Erfolgsformel habe ich noch nicht gefunden, aber ich bin überzeugt, dass sich mein Engagement positiv auswirken wird.

Frage an die Leser:innen:

Nun geht die Frage an euch, liebe Leser:innen, welche Erfahrung habt ihr mit dem «Beamten»-Gedanken gemacht und welche Lösungen seht ihr hierfür? Habt ihr Ideen, wie man das Bild des Beamten positiv beeinflussen bzw. verändern könnte?

Dieser Beitrag wurde aus den intensiven Diskussionen und aufschlussreichen Erkenntnissen der Workshops des 4. Next Gen Swiss Public Finance Events am 19. April 2024 inspiriert, das sich dem Thema «Öffentliche Finanzen – modern und attraktiv: Wie Talente rekrutiert, gefördert und gehalten werden können?» widmete.

Autoren: Michelle Faesch (Gemeinde Rüti ZH) & Joel Haueter (publicXdata)