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Risiken und Trends beeinflussen die finanzielle Lage von Gemeinden zunehmend. Eine vorausschauende Finanzplanung hilft, Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und die finanzielle Stabilität langfristig zu sichern.
1. Finanzplanung zwischen Politik und Realität
In der Finanzplanung sind Risiken und Trends allgegenwärtig. Zwar gibt es in Gemeindevorständen manchmal tatsächlich klassische finanzpolitische Diskussionen wie: «Hat die Erneuerung des Freibads oder doch eher das neue Gemeindehaus Priorität?» Rein finanziell betrachtet sind jedoch andere, deutlich weniger politische Faktoren oft weit gewichtiger: Wie viele Kinder kommen in den nächsten Jahren ins Schulalter? Wie viele ältere Menschen werden voraussichtlich pflegebedürftig? Und wie entwickelt sich der Geschäftsgang der grossen Unternehmen am Ort? Überspitzt formuliert: Wer diese Fragen beantworten kann, weiss auch, wie gesund eine Gemeinde finanziell dasteht.
2. Wichtige Einflussfaktoren erkennen und beobachten
Ein geschärftes Sensorium für die wichtigsten finanziellen Einflussfaktoren ist zentral für eine verlässliche und vorausschauende Finanzplanung. Auf der Ausgabenseite ist insbesondere ein präziser Blick auf die lokale Demografie entscheidend, da sie massgeblich viele finanzintensive kommunale Leistungen wie Bildung, Sozialwesen und Pflegefinanzierung bestimmt. Auf der Ertragsseite gilt es, finanzielle Klumpenrisiken zu erkennen und eng zu beobachten. Tragen grosse Unternehmen wesentlich zu den Steuereinnahmen bei, helfen regelmässige persönliche Kontakte, um ein Gespür für den Geschäftsgang und anstehende unternehmerische Entscheidungen zu erhalten. Solche Informationen erhöhen die Verlässlichkeit der eigenen Steuerschätzungen.
3. Unerwartete Ereignisse als Realität der Finanzplanung
Gleichwohl lassen sich auch mit den besten Mitteln zur Antizipation nicht alle wesentlichen finanziellen Ereignisse präzise voraussagen. Die Erfahrung der Corona-Pandemie hat vielen Gemeinden die Realität grosser finanzieller Risiken schmerzlich vor Augen geführt. Natürlich sind – wie oben gezeigt – viele Risiken mit einem ernsthaft betriebenen Risikomanagement gut kontrollierbar. Dass dennoch ein Risiko mit finanziellen Konsequenzen eintritt, lässt sich jedoch nie ganz ausschliessen.
4. Finanzielle Puffer als Sicherheitsnetz
Hier kommen finanzielle Puffer ins Spiel: Gemeinden mit ausreichendem Eigenkapital können etwa eine Wirtschaftskrise abfedern, ohne sofort schmerzhafte Sparmassnahmen oder Steuererhöhungen beschliessen zu müssen. Wird die Liquidität knapp, erleichtert ein verhältnismässig tiefer Schuldenstand die rasche Beschaffung von Kapital zu angemessenen Konditionen. Solche Puffer verschaffen dem Gemeindevorstand Zeit und Gelassenheit, um mit kühlem Kopf auf eingetretene Risiken zu reagieren.
5. Strategische Grundlage: eine Finanzstrategie entwickeln
Gemeinden, die über ausgereifte Fähigkeiten zur Antizipation von Risiken und Trends sowie über ausreichende Puffer zur Abfederung finanzieller Rückschläge verfügen, haben beste Voraussetzungen für einen gesunden Finanzhaushalt. Doch weder diese Fähigkeiten noch solche Puffer entstehen von selbst: Sie müssen aktiv und mit geeigneten Massnahmen aufgebaut werden. Hier bietet sich eine vom Gemeindevorstand erarbeitete und mitgetragene Finanzstrategie als Rahmen an (siehe z.B. die Finanzstrategie 2023-2026 (Stadt Winterthur, 2022)).
Fazit
Eine wirksame Finanzplanung verbindet Analyse, Vorsorge und Flexibilität. Gemeinden, die Risiken frühzeitig erkennen, Trends beobachten und über ausreichende finanzielle Reserven verfügen, sichern ihre Stabilität und bleiben auch in herausfordernden Zeiten handlungsfähig.
Quelle:
Stadt Winterthur (2022). Finanzstrategie. https://stadt.winterthur.ch/gemeinde/verwaltung/finanzen/finanzamt/finanzstrategie
Dieser Beitrag wurde aus den intensiven Diskussionen und aufschlussreichen Erkenntnissen der Workshops des 5. Next Gen Swiss Public Finance Events am 25. April 2025 inspiriert, das sich dem Thema «Finanzielle Führung im Wandel: KI, Megatrends, Kommunikation und Finanzierungsstrategien» widmete.
Autoren: Jonas Banholzer (Stadt Winterthur)
