NPM ist nicht mehr «New», sondern der globale Standard für Verwaltungsmanagement. Um zu überleben, muss sich NPM neuen Bedürfnissen anpassen.
New Public Management (NPM) bezeichnet verschiedene Verwaltungsreform-Wellen seit den 90er Jahren. NPM wurde mit einem Artikel von Christopher Hood im Jahr 1991 lanciert. Seither wurde viel darüber geforscht und diskutiert. NPM hat sich zu einer Art Ideologie entwickelt, selbst unter Forscherinnen und Forschern.
25 Jahre nach der Idee untersuchten Elin Funck und Ihr Kollege Tom Karlsson die weltweite Interpretation und Anwendung von NPM. Dazu haben Sie 299 wissenschaftliche Artikel analysiert und ausgewertet. Der Artikel ist eine sogenannte Meta Analyse, das heisst eine Zusammenfassung von wissenschaftlichen Studien.
Ihr Artikel:
«Twenty-five years of studying new public management in public administration: Accomplishments and limitations?»
wurde 2019 in der Fachzeitschrift Journal of Financial Accounting and Management publiziert.
Drei Erkenntnisse stehen im Zentrum ihres Artikels:
NPM ist eine Reform mit unklaren Absichten
Die Autorin und der Autor kommen zum Schluss, dass NPM dahingehend kritisiert werden kann, dass dessen Ziele unklar, ja sogar allumfassend definiert werden. Fast jede Art von Verwaltungsreform kann unter NPM subsumiert werden.
Egal ob es darum geht, Verwaltungen zu modernisieren, effizienter und wirksamer zu gestalten, zu verschlanken, oder Leistungen besser auf Bürger:innen auszurichten – es geschieht unter dem Mantel von NPM.
Die Analyse zeigt, dass je nach Verwaltungsbereich unterschiedliche Indikatoren eingesetzt werden, um den Nutzen von NPM zu messen. In kostensensitiven Bereichen, wie dem Gesundheitswesen, wird der Nutzen von NPM eher an finanziellen Kennzahlen gemessen. Im Bildungsbereich geht es weniger um Kosten, sondern eher um Kundenzufriedenheit oder Lernfortschritte.
Dies erschwert, NPM «fassbar» zu machen und den Nutzen zu evaluieren.
«This means that the debate on whether or how much NPM has improved efficiency in the public services will continue as long as the intentions and justifications of NPM reforms are vague.» Funck und Karlsson (2019), S. 18
Die Frage, ob NPM zu effizienteren oder effektiveren Verwaltungen führt bleibt so lange unbeantwortet, bis die Ziele und Absichten NPM klarer definiert und eingegrenzt werden.
NPM ist die neue Norm, wird aber unterschiedlich interpretiert
NPM hat den Charakter eines globalen «Monsters». Friedlich und mit guten Absichten zwar, aber auch Allzweckwaffe, um unterschiedliche Reformideen zu legitimieren. Es ist einfach, sich am grossen und abstrakten Fundus von Ideen zu bedienen, um eigene Reformabsichten zu legitimieren.
NPM ist deshalb global attraktiv und verankert. Je nach Land und Organisation wird NPM aber unterschiedlich interpretiert und umgesetzt.
«Although conceptually identical, we argue that NPM as a whole will be received and developed differently in one national or local context compared to another.» Funck und Karlsson (2019), S. 18
NPM wird überleben, und sich agil anpassen
Die wissenschaftliche Kritik an NPM ist da. Unbestritten. Sie ist jedoch nicht so gross wie angenommen, stellen Funck und Karlsson in ihren Analysen fest. Mehr als die Hälfte der wissenschaftlichen Studien ziehen ein neutrales Fazit, mit Vor- und Nachteilen.
Aus Sicht der Autorin und des Autors ist NPM nicht tot, wie von einigen Wissenschaftler:innen behauptet:
«We believe, in contrast to some scholars, that NPM is still very much alive, embedded within different government services.» Funck und Karlsson (2019), Seite 20
Im Gegenteil. In der Unschärfe und thematischen Breite von NPM liegt auch dessen Stärke. NPM kann und wird sich agil an zukünftigen Bedürfnissen anpassen.
«This also means that the concept will have no problem surviving as the concept adapts to new uses.» Funck und Karlsson (2019), Seite 20
Um zukünftig relevant zu bleiben muss sich NPM an neue Bedürfnisse und Herausforderungen anpassen. Es wird sich um die Frage drehen, wie die Zusammenarbeit zwischen Staat, Wirtschaft und Gesellschaft gestärkt werden kann (Collaborative Governance), Bürger:innen in staatliche Entscheidungen eingebunden werden können (Citizien Participation), oder wie neue Public Services designt werden können (New Public Service).
Funck, E. K., & Karlsson, T. S. (2019). Twenty‐five years of studying new public management in public administration: Accomplishments and limitations. Financial Accountability & Management, 36(4), 347-375. DOI: 10.1111/faam.12214
Autor: Sandro Fuchs (ZHAW)